Advent, das ist ein schöner Klang, ein Wort, fast wie ein Gebet,
so wie ein Engelchorgesang, den lang nach Sonnenuntergang der Nachtwind herüber weht.
Advent, das ist ein zartes Licht, als ob eine Kerze brennt. Ein Wort, das sich leise spricht,
fast wie ein Kindertraumgedicht.
Doch wie schreiben wir dieses „Advent“?
„A“, wie abgekämpft, abgehetzt, Aktionsangebot und alles zuletzt, Anstrengung, Anspannung, Angst, allein. „A“, wie ganz außer Atem sein.
„D“, wie drängen, es drängt die Zeit und Weihnachten – Himmel – ist nicht mehr weit. Drunter und drüber und dies und das, Dauerstress ohne Unterlass.
„V“, wie vortäuschen und überhaupt irgendetwas vormachen, was man nicht glaubt. „V“, wie verschwenden, vergeuden, vergessen, Völlegefühl von zu viel essen.
„E“, wie Eile, in Eile sein, erschöpft in das Einkaufszentrum hinein, was exklusives, was keiner hat, mit eigenem Echtheitszertifikat.
„N“, wie Nerven, die Nerven verlieren. Dieser Advent geht mir voll auf die Nieren, und noch und noch und noch viel mehr, ach wenn doch schon endlich Neujahr wär.
„T“, wie tausend Termine, Torschlusspanik, Ob ich so viel verdiene, wie ich für diesen Trubel brauch? „T“, wie Trott, wie trostlos auch.
Das alles steckt in diesem Wörtchen „Advent“ und der Zeiger der Weihnachtsuhr rennt und rennt und Du musst ein bisschen stehen bleiben, dann kannst Du das Wort auch ganz anders schreiben:
„A“, wie Andacht, Aufmerksamkeit, achte auf andere alle Zeit, auch wenn die Anderen anders sind. Anders war auch das göttliche Kind.
„D“, wie Demut, Dankbarkeit, dankbar für Licht in der Dunkelheit. „D“, wie Datteln, Duftkerzenduft, „D“, wie Dasein, wenn man Dich ruft.
„V“, wie vergeben, versöhnen, verstehen, ganz ohne Vorurteil durchs Leben gehen. „V“, wie Vogelhäuschen bauen, so wie die Kinder völlig vertrauen.
„E“, wie Erwartung, wie echtes Empfinden. „E“, wie die Engherzigkeit überwinden und wie erbarmen und für jeden Gehör. „E“, wie ein Fingerhut Eierlikör.
„N“, wie Nachbar, den Nächsten lieben, Nüsse im Ganzen, Nüsse gerieben, Nachsicht, nachgeben und obendrein nie wieder irgendwem nachtragend sein.
„T“, wie Tränen trocknen und trösten, Tauet Himmel dem Erlösten. „T“, wie Traum und Toleranz und Tannenbäumchen Lichterglanz.
„Advent“ ist ein schöner Klang, ein Wort fast wie ein Gebet, so wie ein Engelchorgesang, den lang nach Sonnenuntergang der Nachtwind herüber weht.
„Advent“ und jetzt liegt es wohl an Dir, der diesen Begriff buchstabiert, ob aus dem „Advent“, diesem Wörtchen, auch wirklich Weihnachten wird.